Komm in meinen Garten, kleines Paradies …
Im Mai 2010 kam ich zu einem kleinen Garten, oder er zu mir.
Sehr lange schon träumte ich vom eigenen Garten –
einem wuchernden, blühenden, duftenden, singenden, summenden Naturgarten.
Bei einem Winter-Spaziergang durch eine kleine verträumte Gartenanlage las ich zufällig den Aushang “Garten abzugeben”. Eigentlich ist Kleingartenverein nicht mein Ding, doch diese Anlage hat nur 9 Gärten und liegt sehr ruhig am Waldrand. Der vakante Garten offenbarte sich als ein bisschen verwildert und baufällig aber sympathisch. Potential um ein kleines Gartenparadies nach meinem Geschmack daraus zu machen war da. Gesehen, gesagt, getan: ich übernahm die ca. 390 qm, um daraus meine grüne Oase zu erschaffen.
Naturnahes Grün – leben und leben lassen
Ein Naturgarten braucht etwas lebendige Unordnung, trotzdem ist er Kulturlandschaft und keine Wildnis. Mit naturnahem Gärtnern habe ich zum Ziel die natürlichen Entwicklungen einzubeziehen und nicht gegen sie zu arbeiten. Das bedeutet für mich: Lebensräume für heimische Wildpflanzen und Tiere schaffen, auf Gifte und Industriedünger verzichten, Bodenbeschaffenheit und Kleinklima beachten, bevorzugt langlebige und pflegearme Arten anpflanzen, Gartenabfälle vor Ort verwerten … und natürlich Schönheit und Charme der grünen Oase genießen. Im naturnah angelegten Garten übt man gewissermaßen, ein entspanntes Verhältnis zur scheinbar unordentlichen Natur zu pflegen und dem menschlichen Hang zur allzu akkuraten, geometrischen Ordnung zu widerstehen.
Der Naturgarten gedeiht mit so wenig Pflege wie möglich. Es gibt kein Unkraut, stattdessen Wildkräuter. Sie müssen nicht überall entfernt werden. So haben z.B. Giersch und Brennnesseln ihre Bereiche, in denen sie wachsen dürfen und damit auch Nahrung für Tier und Mensch sein können. Außerdem dienen sie als Jauche oder Mulch dem Wachstum anderer Pflanzen. Auf der Wiese oder an Wiesenrändern dürfen Günzel, Gundermann, Wiesenschaumkraut, Pfennigkraut, Weiß- und Rotklee, Gamander Ehrenpreis, Fingerkraut, Hahnenfuß, Zaunwicken, Wiesenlabkraut, Frauenmantel, Walderdbeeren, Margeriten, Löwenzahn, Schafgarbe und Moos wuchern und blühen … Staudenpflanzungen spielen eine wichtige Rolle – einheimische gemischt mit standortgeeigneten ausländischen Arten. Von Frühling bis Herbst soll Blütenschmuck den Garten zieren und Insekten nähren. Sträuchergruppen bilden kleine Wildhecken, darunter lagern Stein-, Laub- und Reisighaufen als Unterschlupf für Tiere. An den beiden alten Obstbäumen – Kirsche und Apfel – ranken Efeu und Kletterrosen. Aus vorhandenen Steinen und Bauschutt entstand ein kleiner Steingarten.
Ein extensiver Gemüse- und Kräutergarten orientiert sich an ökologischem Gartenbau und Permakultur. Mischkultur mit Mulch und Kompost sowie robuste Sorten kommen zum Einsatz. Da seit 2017 zusätzlich ein kleiner Hausgarten zur Nutzung bereit ist, wird Gemüse- und Kräuteranbau seitdem hauptsächlich dort betrieben.
10 Jahre Kleingarten im Mai 2020:
Jubiläum und Ende einer Ära
Aus verschiedenen persönlichen Gründen ist es nach 10 Jahren für mich an der Zeit, diesen Garten an neue Pächter weiterzugeben. Das naturnahe Gärtnern und die Förderung von Lebensräumen für Insekten, Vögel und Kleintiere praktiziere ich weiterhin in kleinerem Maßstab im Hausgarten und auf der Dachterrasse.
Garten ist Geduld, Aufmerksamkeit, Leidenschaft, Gestaltung, Anstrengung, Überraschung, Besinnung, Zufriedenheit, Freude … kleines Paradies.
Beate die Naturgärtnerin